Einladungen verteilen
08: Eine Einladung für die Grizzlybären
10: Das Problem der Kleinen mit den Großen
Gerade als Rico das letzte Blatt aufhob, erschien die Hasenmutter und prüfte den vorbereiteten Platz.
„Sehr schön“, lobte sie. „Ich bin stolz auf euch. Auch auf dich, Rico, obwohl ich dir noch immer nicht über den Weg traue!“
„Bei der runzligen Eichel, Mama!“, stieß Hopelina empört aus. „Weißt du, Rico schuftet hier für dich, richtet mit mir alles her – du glänzt ja durch Abwesenheit – und du traust ihm immer noch nicht. Was soll er machen? Mich fressen? Da hätte es genug Situationen gegeben, in denen er nicht nur mich, sondern auch meine Geschwister hätte fressen können. Wann akzeptierst du ihn endlich?“
Aufmerksam hatte die Häsin ihrer Tochter gelauscht. Ihre Worte brachten sie zum Nachdenken. „Kümmert euch lieber um die Einladungen. Deine Brüder sind fertig. Sie können verteilt werden.“
„Komm, Rico, wir verteilen auch noch die Einladungen!“ Hopelina zog den verdatterten Jungbären hinter sich her. „Wir machen gerne alle Aufgaben, während Mama sich hier ausruht!“
Die anderen Hasenkinder empfingen sie leicht niedergeschlagen. Wahrscheinlich hatte ihnen die Mutter großen Druck gemacht, dass sie anständig schrieben. Schließlich sollten es die anderen Tiere lesen können.
„Mama hat gesagt, dass ihr fertig seid?“
„Sind wir“, nickte Jammerhop, „aber sie hat uns die ganzen Einladungen zweimal schreiben lassen, da es ihr nicht schön genug war.“
„Dann los.“ Hopelina schnappte sich einen Stapel und band ihn auf Ricos Rücken, der es kommentarlos geschehen ließ. Da er viel stärker als die Hasen war, trug er die Einladungen gerne.
Die beiden brachen auf und überreichten allen Tieren, die sie auf ihrem Spaziergang über den Weg liefen, eine Einladung. Diejenigen, die sie nicht fanden, suchten sie an deren Zuhause auf. Alle Tiere freuten sich sehr und boten den beiden Auslieferern an, einen Moment zu bleiben, doch sie lehnten überall dankend ab.
„Und wie bringen wir meinen Eltern eine Einladung?“, überlegte Rico. Ihm wurde plötzlich bewusst, dass er dort nicht so einfach mit Hopelina auftauchen konnte. Erstens würden sie zu viele Fragen stellen und zweitens war es für Hopelina zu riskant.
„Stimmt“, fiel auch dem Häschen auf. „Was, wenn wir ihnen die Einladung einfach vor die Höhle legen? Dann sehen sie weder dich noch mich.“
„Eine tolle Idee“, fand Rico. So setzten sie ihren Plan in die Tat um. Erleichtert stellte der kleine Bär fest, dass seine Eltern anscheinend noch am Fluss waren, denn die Höhle war leer.
Eilig zog Hopelina eine Einladung von Ricos Rücken und platzierte sie vorm Höhleneingang, dass die Eltern sie direkt sahen, wenn sie zurückkamen. Schnell verschwanden sie wieder, um nicht unvorhergesehen überrascht zu werden.