Das Problem der Kleinen mit den Großen
08: Eine Einladung für die Grizzlybären
10: Das Problem der Kleinen mit den Großen
„Unverschämt!“, klagte eine Füchsin, die sich um ihre Kinder sorgte. „Wir zwingen die Mäuse auch nicht, Fleisch zu fressen!“
„Ihr werdet es überleben“, fand sich die Hasenmutter damit ab, „wenn wir Pflanzenfresser davon leben können, schafft ihr es auch! Mir ist bewusst, dass es vor allem am Anfang schwer wird, aber ihr gewöhnt euch daran.“
Die kleine Maus, die aus ihrer Ohnmacht erwacht war, huschte flink zu ihren Artgenossen zurück. Dieses Problem anzusprechen, hatte all ihren Mut gebraucht. Noch immer schlug ihr das Herz bis zum Hals, doch die Erleichterung darüber, dass ihre Bitte erhört worden war, ließ sie ruhiger werden.
„Gibt es weitere Probleme, die wir noch beseitigen können?“, wandte sich die Häsin aufmerksam an alle Tiere. Sie ließ aufmerksam ihren Blick schweifen, ehe sie … ihre Tochter nach vorne holte. „Hopelina?“, stutzte sie.
„Ja, genau die bin ich“, grinste sie und nahm den Platz ihrer Mutter ein. Sie richtete sich auf, atmete einen Moment tief durch, dann begann sie zu sprechen: „Ich freue mich, dass so viele Tiere erschienen sind. Mein Anliegen ist folgendes: Ich hätte gerne, dass ausnahmslos alle Kinder – egal, ob Bär, Hase oder Maus – miteinander spielen dürfen und die Eltern nicht drohen, die Freunde ihrer Kinder zu fressen, da sie auf ihrer Speisekarte stehen. Das finde ich furchtbar!“
Rico wusste nicht, wie er auf diese Ansprache reagieren sollte. Auch er wünschte sich nichts mehr, als gefahrlos mit seinen Hasenfreunden zu spielen, ohne dass sein Vater sie jeden Moment verspeisen konnte, falls er sie fände. Vorsichtig schielte er zu seinen Eltern, um deren Reaktion aufzufangen. Shira schien kein Problem damit zu haben, doch Toby sah aus, als wollte er jeden Moment aufspringen und Hopelina vor den Augen aller fressen.
„Ich bin der gleichen Meinung!“, hörte er sich nun sagen. Selbst erstaunt darüber, dass er es wirklich getan hatte. Der kleine Bär stand auf und lief zu Hopelina nach vorn, damit jeder ihn und die kleine Häsin gut sehen konnte. „Wir sind Freunde und es macht uns großen Spaß, zusammen zu spielen.“ Dabei blickte er seine Eltern an. Wie würden sie wohl reagieren?
„Das gibt es doch nicht!“, empörte sich Toby. „Hasen und Bären können unmöglich Freunde sein! Hasen werden von uns gefressen!“
„Nein, Papa! Die Hasen sind meine Freunde und niemand wird meine Freunde fressen!“, stand Rico für sie ein. „Mir ist es egal, was du darüber denkst, aber du wirst sie nicht mehr anrühren. Wenn du ihnen etwas antust, dann will ich nicht mehr dein Sohn sein!“
„Hörst du dir überhaupt zu, was du sagst, Sohnemann?“, schalt Toby. Er konnte sich nur schwer beherrschen. Shira, die sanftmütig lächelte, fand es großartig, dass ihr Sohn für seine Freunde einstand. Sie versuchte, Toby zu beruhigen.
Die Hasenmutter, die schon länger von der Freundschaft zwischen dem Jungbären und ihren Kindern wusste, war verblüfft, dass Rico sie gegen seinen Vater verteidigte. Auf ihrem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus.