top of page

Adivinación y el deseo de un corazón

Dina Noche Prudencio

Dein Prota darf sich einen magischen Gegenstand wünschen, der nur einmal eingesetzt werden kann. Was geschieht?

„Sie dürfen sich einen magischen Gegenstand wünschen, der einmal eingesetzt werden kann“, stand in magischen Lettern am Zelt des Jahrmarktzeltes. Ich hielt nicht viel von Wahrsagerei und Magie, doch irgendwie interessierte es mich doch.

Als ich das Zelt betrat, empfing mich schummriges Licht. Wie ich erwartet hatte, zierte eine große Glaskugel einen runden Tisch in der Mitte des Raums. Die Tischdecke war mit goldenen Stickereien auf dunklem Untergrund verziert. Da wackelte ein Vorhang und eine Frau mit Turban und Gewand trat auf mich zu.

„Sei gegrüßt.“ Ihre ruhige Stimme hüllte mich sogleich in einen wohligen Bann, der mich umgab. „Was wünschest du? Soll ich die Zukunft voraussagen – ich beherrsche die Kunst der Tarotkarten oder ich kann in die Kristallkugel schauen – oder böse Geister vertreiben?“

„Ich … glaube nicht an diesen Schwindel“, erklärte ich zögerlich. „Das ist nur Abzocke!“

„Wie kannst du es wagen, meine Magie infrage zu stellen und als Abzocke und Schwindel zu bezeichnen! Ich will dir beweisen, dass es die Wahrheit ist. Wünsche dir etwas, aber sei gewarnt: Wähle mit bedacht, was du dir wünschst. Kein Wunsch soll leichtfertig ausgesprochen werden. Allzu leicht kann er schwere Folgen hinter sich herziehen.“

„Na gut“, gab ich mich geschlagen, denn die Neugier hatte gesiegt. „Ich wünsche mir …“

„Wähle mit Bedacht! Du hast nur einen Wunsch frei! Rückgängig gemacht werden kann der Wusch nicht mehr. Darum musst du ihn gut überlegt und präzise aussprechen. Wir wollen doch nicht, dass jemand zu Schaden kommt. Außerdem können Wünsche nur erfüllt werden, schaden sie niemand anderem noch sich selbst.“

„Okay, okay“, gab ich leicht gestresst zurück, „darf ich mir jetzt etwas wünschen?“

„Nur zu, aber beachte die Bedingungen“, erinnerte mich die Wahrsagerin eindringlich. Die Reife an ihrem Arm klimperten, als sie verschwörerische Bewegungen machte, um wohl meinem Wunsch mehr Kraft zu verleihen.

„Ja-ha! Ich denke daran.“

„Und präzise aussprechen, deinen Wunsch!“, fiel sie erneut dazwischen.

„JA, ich weiß! Ich kann mich so nicht konzentrieren!“

„Gut, dann nimm dir die Zeit. Du musst gründlich überlegen und darfst dich nicht versprechen, bedenke das!“, mahnte sie.

„Noch ein Wort und ich verlasse das Zelt. Dann können Sie nicht beweisen, dass sie die Magie beherrschen. Ich bezweifle sowieso, dass es funktionieren wird.“

„Rede nicht so! Nur, wer an die Magie glaubt, kann sie wahrhaftig spüren.“

„Dann muss ich mich gar nicht erst bemühen. Ich glaube an echte Magie, an Fabelwesen und Wunder, aber nicht an Jahrmarktshows!“

„Das ist keine Show!“, grollte die Wahrsagerin entrüstet. „Zumal ich noch nicht einmal Geld eingefordert habe!“

„Das stimmt“, gab ich ihr verwundert recht. Sonst war immer zuerst eine Zahlung fällig, dass die angeblichen Wahrsager oder Magier ihre ungläubigen und verärgerten Kunden aus dem Zelt scheuchen konnten. Das hatte diese Wahrsagerin nicht getan.

„Gut, ich will es versuchen“, ging ich darauf ein. „Bitte Ruhe, ich muss mich konzentrieren.“ Kurz wartete ich ab, doch die Frau, deren Gesicht so stark geschminkt war, hielt ihre Lippen fest geschlossen. „Ich – wünsche – mir“, begann ich langsam, meinen Wunsch zu formulieren. Ich nahm aus dem Augenwinkel wahr, wie die Wahrsagerin verharrte und die Luft anhielt. Sie schien nicht mehr damit gerechnet zu haben, dass ich noch darauf einging. „– dass mein Vater – mich und meine Mutter – regelmäßiger besuchen kommt, da – ich ihn sehr liebe und – ich ihn brauche.“

„Was für ein schöner Wunsch“, fand die Wahrsagerin. „Nur wenige Menschen wünschen sich solche – wie ich finde, noch wertvollere Wünsche –, die meisten Leute gieren nur nach Geld, Macht und Überlegenheit. Das finde ich grauenvoll. Als Dankeschön möchte ich dir deinen Wunsch schenken und verzichte auf die Zahlung. Ich hoffe, dass dieser Wunsch in Erfüllung gehen wird und du deinen Vater wieder siehst. Das ist sicher nicht einfach für dich und deine Mutter, wenn er so lange weg ist.“

„Das ist schrecklich“, stimmte ich zu. „Vielen Dank, das ist mein größter Wunsch – mein Herzenswunsch. Nichts ist für mich wichtiger, als Papá zu sehen. Ich gönne es ihm von Herzen, dass er die Welt sieht, aber ich vermisse ihn unglaublich.“

„Das kann ich dir nachfühlen. Ich habe meinen Vater früh verloren. Das war auch nicht einfach für mich.“

Mit neuer Hoffnung verließ ich das Zelt der Wahrsagerin, dessen Schild nun eine neue Aufschrift trug: „Sie haben einen Wunsch frei, solange er nicht eigennützig ist und aus tiefstem Herzen kommt.“ Am liebsten wäre ich gerade noch einmal hineingegangen, doch ich hatte meinen Herzenswunsch ausgesprochen und wollte einem anderen Menschen dieselbe Gelegenheit geben.

In dem Moment, als ich mich auf den Heimweg machen wollte, klingelte mein Handy. „Ja? … Hallo, Mamá, was gibt es? … Was? Ist es wahr? … Ich kann es kaum glauben, dass er kommen wird … Unglaublich! … Mein Wunsch ist in Erfüllung gegangen … Das erzähle ich dir, wenn ich zuhause bin, jetzt müssen wir erst einmal alles für Papá vorbereiten. Ich bin gleich da, tschüss!“

Als ich aufgelegt hatte, nachdem ich diese wundervolle Nachricht meiner Mutter erhalten hatte, konnte ich mich kaum beherrschen. Am liebsten wäre ich noch einmal ins Zelt der Wahrsagerin gerannt und hätte mich bei ihr bedankt. Doch noch war Papá nicht hier. Ich würde es erst glauben, wenn er leibhaftig vor mir stand und ich ihn in den Arm nehmen konnte. Erst dann würde ich glauben, dass mein Wunsch wahr geworden war.

Wie ein kleines Kind hüpfte ich die Straße entlang und sang voller Freude vor mich hin. Was die Leute wohl in diesem Moment von mir denken mochten, was mir völlig egal. Für mich zählte nur, dass ich bald wieder meinen Vater sehen würde. Da war mir nichts mehr peinlich. Die Freude darüber übertönte alles tausendmal.

„Papá, ich komme!“, rief ich und ging ins Rennen über, um so schnell wie möglich zuhause anzukommen.

bottom of page