Bebida de la Paz
Dina Noche Prudencio
Winkinger- und Götterkampf - Teil 02
Eine antike Gottheit braucht Hilfe. Wen wählt sie unter deinen Figuren? Wie reagiert diese?
Winkinger- und Götterkampf 01: Mit Gewürzen gegen die Wikinger
Winkinger- und Götterkampf 02: Bebida de la Paz
Gerade war ich auf dem Heimweg, als sich der Himmel verfinsterte und unerwartet eine mystisch aussehende Frau vor mir stand. Vor Schreck kippte ich fast nach hinten.
„Erschrick nicht, Dina. Ich komme in friedlicher Absicht zu dir“, sprach die Fremde mit sanfter Stimme.
„W-woher kennst du meinen Namen und woher weißt du, dass ich hier bin?“ Mehr als verdutzt richtete ich mich langsam auf und versuchte, Ruhe zu bewahren.
„Mein Name ist Eirene“, stellte sie sich vor, „ich bin die Tochter von Zeus und Themis.“ Sie schwenkte ein Zepter, das kunstvolle Schnörkel trug. Irgendwie erinnerte es mich an etwas, doch mir wollte es einfach nicht einfallen.
„Eirene, eine Göttin?“, stutzte ich. „Das ist unmöglich! Und warum ausgerechnet ich?“
„Genau, ich bin die Göttin Eirene, manche nennen mich auch Pax. Ich bin die Göttin des Friedens und bin zu dir gekommen, um deine Hilfe zu erfragen. Du bist gezeichnet. Daher habe ich dich gefunden.“
„Gezeichnet?“
Die Göttin nickte und zog mit ihrem Zepter mein Oberteil leicht hoch. Dann nickte sie erfreut und deutete auf mein Muttermal, das die Form eines Schwertes hatte. Da fiel mir ein, woher ich die Zeichnung des Zepters kannte. Vor einiger Zeit, als ich von einem Schamanen zu einem hilfsbedürftigen Volk geschickt wurde, um ihnen vor den Wikingern zu helfen, hatte ich dieses Mal erhalten, da ich der Aufgabe gewachsen gewesen war und das Dorf gerettet hatte. Und eben dieser Stock hatte dieselbe Musterung getragen.
„Was muss ich tun?“, erkundigte ich mich, nun fest entschlossen, Eirene zur Seite zu stehen. Ich hasste kämpfen, doch für Frieden und das Wohlergehen anderer würde ich mich in die größte Schlacht stürzen.
„Mich erfreut, mit welchem Eifer du mir helfen möchtest“, freute sich die Göttin und lächelte.
Langsam verzogen sich die Wolken wieder und die Sonne kam wieder zum Vorschein. Ihre warmen Strahlen fielen mir aufs Gesicht
„Friede“, setzte Eirene an, „ist ein Privileg, das nicht jeder erfahren kann. Darum ist es umso wichtiger, dafür einzustehen und es anderen zu ermöglichen. Mit deiner Hilfe will ich Frieden schaffen.“
„Und wie soll ich das schaffen?“, war ich nun doch etwas verunsichert. Krieg und Ungerechtigkeit war schließlich seit Jahrtausenden in der Welt zwischen Angst und Übel beheimatet und ließ sich sicher nicht so einfach ausrotten.
„Wir müssen den Leuten klarmachen, dass sie füreinander einstehen müssen. Das schaffen wir leider nicht ohne Magie.“ Eirene zückte einen Olivenzweig und ein Füllhorn. „Daraus sollst du einen Trunk bereiten, den jeder trinken soll. Bereits ein paar Tropfen genügen, um Frieden und Wohlbesinnen hervorzurufen. Verdünne den Trunk jedoch genügend, damit er für alle reicht.“
Ehrfurchtsvoll nahm ich die beiden Gegenstände entgegen und sicherte meine Hilfe zu. Wenn es alles war, um Frieden zu schaffen, wollte ich Tag und Nacht diesen Trunk verteilen, um allen Menschen davon zu geben. Doch wie sollte ich es anstellen, dass jeder davon probierte? Als Zaubertrank wie Miraculix bei den Galliern konnte ich es schließlich nicht verkaufen.
„Du wirst einen Weg finden, da bin ich mir sicher“, ermunterte Eirene mich. „Nun muss ich aber weiter, um noch anderen Gezeichneten die Zutaten für den Trunk zu überreichen.“ Ohne ein weiteres Wort löste sie sich in ein helles Licht auf und schoss wie ein grell leuchtender Blitz in den Himmel. Ja, Eirene war definitiv die Tochter des Zeus! Solch einen Blitz würde wohl nur der Göttervater selbst besser hinbekommen. Und Frieden schaffen konnte sie als Tochter von Themis, der Göttin der Gerechtigkeit, sicherlich hervorragend.
„Nun muss ich den Trunk brauen und eine Möglichkeit finden, ihn an alle zu verteilen“, murmelte ich vor mich hin. Da kam mir eine Idee: Vera – sie arbeitete bei der Presse. Nur wie konnte ich es ihr glaubwürdig erklären, dass sie mich nicht für verrückt hielt? Einen Versuch war es jedoch Wert. Ich zückte mein Handy.
„Hallo, Vera. Ich bin‘s, Dina. Ich habe eine Bitte … Kannst du mir bei einem Vorhaben helfen? … Genau, da du ja bei der Presse arbeitest, dachte ich, dass du vielleicht eine Möglichkeit hast, einen kleinen Artikel zu schreiben und Werbung zu machen … Ich habe gerade die Göttin Eirene getroffen und … Nein, mir geht es gut! Ich habe keine Wahnvorstellungen! … Lass mich doch erstmal ausreden! … Danke. Also: Eirene hat mich gebeten, ihr einen Trunk zuzubereiten, der Frieden schaffen soll. Das muss dann jeder kosten, damit es wirkt. Und da kommst du ins Spiel, Vera … Du musst einen Weg finden, wie wir am besten jedem Bürger von Ettlingen – vielleicht auch in einem größeren Umfeld, denn je mehr, desto besser – ein paar Tropfen von meinem Trunk einflößen können … Na danke! Ich kämpfe für den Frieden und du hältst mich für verrückt! Du bist mir eine tolle Freundin! … Ich weiß, dass es sich verrückt anhören muss, aber es ist die Wahrheit … Okay, vielen Dank. Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann! Tschüss, Vera.“
Ein Bonbon! Wenn ich es schaffte, ein Bonbon herzustellen, das jeder probiert, wäre das Problem wortwörtlich gegessen. Doch wie sollte ich es anstellen? Vera hatte sich glücklicherweise dafür bereiterklärt, einen kleinen Artikel zu schreiben, um Werbung zu machen. Ich könnte behaupten, dass ich ein besonders tolles Rezept erfinden habe und es am besten kostenlos verteilen, denn die Wahrscheinlichkeit, mit gratis Proben anzulocken war wesentlich höher als ein Bonbon, das man erst kaufen musste.
„Ja, so mache ich es!“, beschloss ich und lief nach Hause, wo ich die Oliven vorsichtig abzupfte und in den Mixer warf. Gerade, als ich mich fragte, wie drei Oliven für ganz Ettlingen reichen sollten, wuchsen zu meiner Verblüffung drei neue Oliven innerhalb weniger Sekunden nach. Erfreut glucksend erntete ich diese ebenfalls und füllte so den Mixer bis oben hin.
Mit dem Füllhorn verhielt es sich ähnlich: Als ich etwas zusammengemischt hatte und es zuerst ins Horn und daraus in ein Glas kippte, füllte sich sie Flüssigkeit im Horn automatisch wieder nach.
„Was für ein toller Zauber!“, freute ich mich. So würde der Friedens-Trunk nie leer werden und ich konnte tatsächlich an alle Menschen ein paar Tropfen verteilen. Die einzige Herausforderung bestand nur noch darin, allen Menschen weiszumachen, dass sie einen Schluck davon trinken sollen.
War es wirklich so „einfach“, Frieden zu schaffen? Wieso war zuvor niemand auf diese Idee gekommen? Diese Frage machte mich nun doch stutzig. Schnell verbannte ich sie wieder aus meinen Gedanken. Frieden! Ich wollte Frieden für die Welt, da war es egal, wie und mit welchen Mitteln. Solange es funktionierte, würde ich es tun. Doch bevor ich es an der breiten Bevölkerung testete, wollte ich zuerst in kleinem Kreis meiner Familie und meinen Freunden etwas von diesem Trunk verabreichen und prüfen, ob sie sich wirklich gewünscht veränderten. Ansonsten war dieser Trunk hoffnungslos und nur ein Wunsch, der es auch weiterhin bleiben sollte.