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Blutspur im Treppenhaus

Vera Sturm

Blut auf der Treppe deiner verschwiegensten Figur … Was ist geschehen?

„Ich finde es ja in Ordnung, wenn du ein Geheimnis vor uns hast, aber ab einem gewissen Punkt hört das Verständnis bei mir auf!“ Empört fokussierte mich Kim und ließ mich nicht mehr aus den Augen.

Augenblicklich stieg ein unbehagliches Gefühl in mir auf. Was war geschehen, dass sie mein Vertrauen verloren hatte?

„Was für ein Geheimnis?“, wollte auch Dina wissen.

„Auf deiner Treppe … da ist ganz schön viel Farbe … rote Farbe … oder Blut?“, brachte sie mich auf den Stand der Dinge.

Mist, sie hatte es entdeckt. Das hätte wirklich nicht passieren dürfen!

„Ach, das.“ Ich fasste mir geistesgegenwärtig an die Nase. Jetzt bloß nichts Falsches sagen! „Ich … ich hatte Nasenbluten.“

„Unwahrscheinlich!“ Kim schüttelte den Kopf. „Kein Mensch hat so viel Blut für so eine Blutspur. Und wenn doch, würdest du hier nicht so quickfidel sitzen. Da wärst du längst blass wie eine Leiche und ohnmächtig. Du kannst mir nicht erzählen, dass das dein Blut ist!“ Kim schüttelte fassungslos den Kopf. „Was hast du bloß zu verbergen?“

„Das würde mich auch interessieren!“ Dina war hellhörig geworden.

Anscheinend hatte sie selbst diesen wirklich gewaltigen Blutfleck nicht entdeckt. Zwar hatte ich mehrfach versucht, ihn wegzuputzen, doch da das Blut schon angetrocknet war, hatte es nicht wie erhofft geklappt.

„Komm, wir schauen es uns an!“ Kim erhob sich.

„Ach du Scheiße!“, stieß Dina aus. „Das sehe ich jetzt erst! Wie habe ich das übersehen können?“

Das fragte ich mich auch.

„Das frage ich mich auch“, kommentierte Kim.

„Wie kommt so viel Blut auf deine Treppe?“, stutzte Dina. „Krass!“

„Das … das ist nicht mein Blut“, verteidigte ich mich.

„Das kann ich mir denken! Halte uns nicht zum Narren. Woher kommt das Blut? Oder soll ich die Polizei verständigen?“, drohte Dina.

„Bloß nicht! Wenn das die Polizei erfährt …“ Mitten im Satz brach ich ab. Vielleicht war diese Idee gar nicht so dumm!

„Nein, ich glaube es nicht. Schaut euch das an!“ Kims Fassungslosigkeit ließ uns herumfahren. „Hier läuft frisches Blut an der Wand herunter! Vera, was ist das? Wieso läuft bei dir Blut an der Wand hinab? Wurde hier jemand ermordet.“ Panik schien in ihr aufzusteigen. Kims Augen weiteten sich und sie verfiel in Schnappatmungen. „Ach du Scheiße, hier wurde einfach jemand abgemurkst und du hockst seelenruhig zuhause und tust nichts! Bist du vollkommen irre?“ Dann schien sie zu verstehen, was hier vor sich gegangen war. „Vera, sag mir jetzt bitte nicht, dass du mit in diesen Mord verwickelt ist und die blutige Leiche oben liegt – oder das Opfer lebt noch und du folterst es!“

„Kim, wofür hältst du mich?“, stieß ich entrüstet aus. „Ich arbeite bei der Presse, da werde ich wohl kaum beabsichtigen, selbst in die Zeitung zu kommen – vor allem nicht so. Es ist alles ganz anders als es aussieht!“, versicherte ich ihr mit bebender Stimme.

„Na, auf diese Erklärung bin ich wirklich gespannt. Die muss wirklich verdammt gut sein, dass ich nicht auf der Stelle unsere Freundschaft kündige und dich höchstpersönlich der Polizei übergebe.“ Dina hatte bereits ihr Handy gezückt und die Nummer 112 eingetippt. „Kim, halte sie fest. Nur zur Sicherheit. Wer weiß, wozu du noch fähig bist.“

Hastig suchte sie mich ab und durchsuchte sogar meine Hosentaschen.

„Ey, was machst du?“

„Wonach sieht es denn aus? Ich durchsuche dich. Wäre ja noch schöner, wenn wir die nächsten sind! Ich habe keine Lust, die Nächste auf deiner roten Liste zu sein und rücklings ermordet zu werden!“

Zu allem Unglück fand sie ausgerechnet das Taschenmesser, das ich zum Wandern mitgenommen hatte. Dass mich das zusätzlich verdächtigte, wunderte mich gar nicht mehr.

„Aha! Was haben wir denn hier?“ Triumphierend hielt sie das Klappmesser in die Höhe. „Schau, sie wollte uns umbringen!“

„Nein!“, kreischte ich verzweifelt. Ich wusste mir nicht mehr zu helfen.

„Das wird mir zu bunt – oder zu rot, suche es dir aus! Ich rufe jetzt die Polizei an!“ Unerwartet rammte sie mir ihr Knie in die Magengrube, sodass ich zu Boden sank. Kim fixierte mich, während Dina mit der Polizei telefonierte.

„Hört mir doch bitte zu, ich kann alles erklärten!“, wagte ich einen letzten verzweifelten Versuch. Tränen stiegen mir in die Augen. „Wir sind doch Freundinnen. Ich dachte, wir haben keine Geheimnisse voreinander und können uns vertrauen!“

„Das dachte ich auch, das kannst du mir glauben!“, fauchte Dina. „Und jetzt halte die Klappe, mache es nicht noch schlimmer als es ohnehin schon ist. Du weißt, alles Gesagte kann und wird vor Gericht gegen dich verwendet werden.“

Um einen weiteren Versuch meiner Verteidigung zu unterbinden, knebelte sie mich kurzerhand mit einem Schal, den sie an meiner Garderobe gefunden hatte. Wehrlos lag ich am Boden und schluchzte vor mich hin. Nicht mehr in der Lage, mich zu erklären, hielten sie mich fest, bis die Polizei eintraf.

Als mich die Polizisten so verschnürt auf dem Boden sahen, legten sie mir sofort Handschellen an.

„Das habe ich in ihrer Hosentasche gefunden.“ Dina überreichte einem der Polizisten mein Taschenmesser.

„Aha, die Mordwaffe, nehme ich an?“

„Leider mit meinen Fingerabdrücken, daran habe ich in der Aufregung gar nicht mehr gedacht“, meinte Dina, als würde sie das routinemäßig machen.

Der andere Polizist nahm mir den Knebel aus dem Mund und ich nutzte sofort die Gelegenheit.

„Das kann nicht euer Ernst sein! Ich bin unschuldig!“, kreischte ich los, was mehr als dumm war.

„Das sagen sie alle“, wusste der Polizist.

„Nein, warten Sie. Sie müssen in die Wohnung über mir gehen, dort finden sie den wahren Verbrecher. Ich habe nichts damit zu tun! Er hat uns gezwungen, nichts zu verraten.“

„Jetzt bin ich aber gespannt.“ Der Polizist befestigte mich an der Heizung und lief mit Kim und Dina die Treppe hinauf.

„Ich kann es nicht glauben“, stieß der Polizist aus, als er zurückkam. „Wir haben den Schuldigen gefunden, sie hat die Wahrheit gesagt. In der oberen Wohnung hat sich ein Schlachter eingemietet, der illegal Tiere unter widrigen Bedingungen schlachtet. Ich habe bereits Verstärkung angefordert. Der schwarze Schlachter liegt oben gut verschnürt in der Wohnung.“

„Ich kann es einfach nicht glauben!“, meinte Dina. „Kannst du uns verzeihen?“ Auf die Erlaubnis des Polizisten nahm sie mir die Handschellen ab und half mir auf die Beine. „Wieso hast du nichts gesagt? Wir sagen uns doch alles.“

Was sollte ich darauf bloß antworten?

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