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Con muchos colores

Dina Noche Prudencio

Deine fürsorglichste Figur erlebt eine ungewöhnliche Überraschung.

Peng! Kim schlug mir die Tür direkt vor der Nase zu.

„He, was …?“, setzte ich verblüfft an, weiter kam ich nicht.

Typisch Kim. Erst lud sie mich zu sich ein, bat mich um Hilfe, dann donnerte sie einfach die Tür zu. So eine Unverschämtheit!

„Dina?“

Ich wandte mich um. Vera tauchte hinter mir auf. Ihre sonst offenen Haare trug sie in einem engen Dutt. Auch ihre Klamotten waren anders als die, die ich von ihr kannte. Mit Blaumann und Arbeitshose stand sie vor mir, einen Maßstab in der Hand.

„Habe ich etwas verpasst?“, wunderte ich mich. Ich selbst trug meine beste Hose und einen schicken Pulli. Dieses Outfit wollte ich ungern zum Arbeiten anbehalten.

„Wir renovieren, hat dir Kim nichts gesagt?“

„Nein, sonst stände ich nicht in dieser Aufmachung hier“, erklärte ich.

„Ah, ich dachte, du bist ein Bauleiter oder so. Die sehen ja auch immer schick aus, während die anderen schwitzen und schuften.“

„Na hör mal! Hätte mir jemand Bescheid gegeben, wäre ich ganz sicher nicht so aufgetaucht“, empörte ich mich.

„Willst du eigentlich nicht reingehen? Oder hast du auf mich gewartet?“, fuhr Vera mitfühlend fort.

„Kim hat mir die Nase vor der Tür zugeschlagen“, klagte ich.

„Die Tür vor deiner Nase zugeschlagen“, verbesserte sie mich.

„Habe ich doch gesagt!“ Genervt verschränkte ich die Arme. „Und Kim renoviert also“, setzte ich zu einem Monolog an, „will sie endlich mal in einem schönen Zimmer wohnen?“

„Jetzt sei nicht so unverschämt. So schlimm ist Kims Zimmer nun auch nicht“, fand Vera.

„Der Teppich?“

„Nun ja“, druckste Vera und fummelte an ihrem Dutt herum, „über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten.“

„Über einen lila Teppich mit bunten Punkten?“

„Hast recht, das Ding ist abscheulich“, stimmte sie mir endlich zu. „Herrje, mein Dutt bringt mich noch zum Ausrasten. Jetzt weiß ich wieder, wieso ich nie so eine Frisur habe. Das zieht und zupft am ganzen Kopf. Ich habe das Gefühl, mir reißt es jedes Haar einzeln aus.“

„Wieso hast du dir überhaupt einen gemacht?“

„Zum Arbeiten müssen die Haare aus dem Weg sein. Vor allem, wenn man streicht“, erklärte sie.

„Wir streichen? Da bin ich wohl doch nur der Bauleiter. In diesen Klamotten werde ich garantiert keinen Pinsel anfassen.“

Da ging die Tür erneut auf und Kim guckte, von oben bis unten mit gelber Farbe bekleckert, aus der Wohnung.

„Super lieb von euch, dass ihr mir helfen wollt“, freute sie sich.

„Super lieb, dass mir niemand gesagt hat, dass wir streichen!“, beklagte ich mich.

„Stimmt, dafür bist du unpassend angezogen. Aber das macht der Farbe sicher nichts.“

„Der Farbe nicht, aber mir! Nutze doch mal das Ding zwischen deinen Ohren. Kim, wie soll ich denn so streichen?“ Verzweifelt strich ich mir über meine Klamotten.

„Du kannst dir etwas von mir anziehen“, bot sie an.

„Na gut, schließlich bin ich schon einmal hier und will auch helfen“, beschloss ich.

„Das finde ich große Klasse von dir“, lobte mich Vera und klopfte mir anerkennend auf die Schulter.

„Klar doch, wir sind doch Freundinnen“, wandte ich lächelnd ein und zog mich um. Als ich zurück kam, stand Kim auf einer Leiter und strich mit einer übergroßen Walze die Decke.

„Da bist du ja wieder“, rief sie mir zu und beugte sich gefährlich weit über die Leiter.

„Oh, sei bitte vorsichtig!“ Hastig sprang ich zur leicht wackeligen Leiter und hob diese fest. Im selben Moment platschte mir ein dicker Tropfen Farbe mitten auf die Stirn. „Kim!“

„Was?“ Wieder beugte sie sich zu mir und die Leiter neigte sich gefährlich weit zu mir. „Oh, tut mir leid. Aber es steht dir“, gluckste sie.

„Schon gut, aber bitte steh richtig hin und hample nicht so auf der Leiter herum. Ich mache mir echt Sorgen um dich“, rief ich ihr zu.

„Das ist wirklich lieb. Aber ich glaube, wenn ich in den Farbeimer falle, holst du mich wieder raus“, sagte sie mit einem zuckersüßen Lächeln.

„Natürlich. Ohne zu zögern, aber mir wäre es lieber, wenn es gar nicht erst dazu kommt!“

Vera, die mit der Wand beschäftigt war, pinselte seelenruhig vor sich hin, während ich mir die größten Sorgen um meine Freundin auf der Leiter machte.

„Vera?“, riss ich sie aus ihrer Ruhe.

Erschrocken fuhr sie herum und zog den Pinsel dabei einmal quer über die Wand. „Jetzt habe ich mich vermalt! Was ist denn?“

„Findest du es nicht gefährlich, dass Kim da auf der Leiter steht?“

„Und wie, darum will ich ja nicht hinsehen. Ich wollte ihr die Leiter halten, doch sie schickte mich weg. Jetzt male ich hier ein schönes Bild an die Wand.“

„Na super, das ist mir ja eine schöne Überraschung. Ich bange hier um Kims leben, während du ein einfarbiges Bild an die Wand pinselst. Danke dafür!“

Vera blickte mich schuldbewusst an, sagte jedoch nichts mehr. Sie vertiefte sich wieder in ihre Arbeit.

„Ich weiß deine Fürsorge wirklich zu schätzen, aber kannst du mir bitte den Eimer geben anstatt die Leiter zu halten – oder beides gleichzeitig?“, bat mich Kim.

Ich griff nach dem Eimer, doch ich kam nicht hoch genug, um ihn ihr zu reichen.

„Du musst auch auf die Leiter“, meinte Kim.

„Niemals!“ Ich riss geschockt die Augen auf. In Gedanken malte ich mir bereits aus, wie Kim und ich gemeinsam von der Leiter stürzten und in einem Eimer Farbe landeten.

„Dann muss ich mich jedes Mal sooo weit herunterbeugen“, klagte sie und lehnte sich beabsichtigt noch weiter vor.

„Kim, vorsichtig!“, schrie ich auf.

„Alles gut, ich habe alles im Griff“, beruhigte sie mich. „Kannst du den Eimer noch ein Stück höher halten? Bitte.“

„Das verdammte Ding ist echt schwer“, stöhnte ich. Wohl oder übel musste ich doch die ersten zwei, drei Sprossen hinaufklettern, damit Kim gut an die Farbe kam. Langsam machte ich mich an den Aufstieg. „Hoffentlich geht das gut, hoffentlich geht das gut“, brabbelte ich dabei wie in einem Mantra vor mich hin.

„Ganz bestimmt!“, versicherte mir Kim freudestrahlend. „Danke.“

Ich fand eine gute Position, um den Eimer auf einer Sprosse abzustellen, um, zurück auf dem Boden, die Leiter stützen zu können. Leider hatte ich den Plan ohne Kim gemacht. Ich hörte nur noch ihr „Ups!“, als sich schon der komplette Inhalt des Farbtopfes über mir ergoss. Dicke, ockergelbe Farbe tropfte an mir herab, wurde von meinen Klamotten direkt aufgesogen und tropfte zu Boden.

„Kim!“, kreischte ich entsetzt auf und ließ die Leiter einfach los. „Meine Haare, meine Klamotten, …“

„Meine Klamotten“, verbesserte sie mich kleinlaut.

„Das ist doch völlig egal. Schau nur, wie ich jetzt aussehe!“ Entsetzt guckte ich sie an.

Langsam kam Kim die Leiter herunter und begutachtete ihr Versehen.

„Dina, das … das war ein Unfall. Das musst du mir glauben“, versicherte sie mir, „es tut mir ja so unendlich leid.“

„Das hilft mir nun auch nicht mehr weiter“, jammerte ich. „So eine verdammte Scheiße!“

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