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Die Suche

Vera Sturm

Eine Schnitzeljagd in Teams steht an. Welche deiner Figuren kämpft gegen wen? Wie unfair wird es – erzähle uns all die schmutzigen Details.

  1. Die Schnitzeljagt 01: The Quest

  2. Die Schnitzeljagt 02: Die Suche

  3. Die Schnitzeljagt 03: La búsqueda


Zum Sommercamp der Jugendfreizeit sollte es eine große Schatzsuche geben, um den Abschluss zu feiern. Die Jugendlichen um uns schienen es kaum abwarten zu können. Auch ich war voller Vorfreude. Wir sollten zufällig in Teams eingeteilt werden, worauf wir glücklicherweise keinen Einfluss nehmen konnten.

„Ich drehe durch, wenn ich nicht in dasselbe Team komme wie ihr“, motzte Kim.

„Ach, hab dich nicht so. Dann kannst du bewiesenen, was in dir steckt.“ Dina war die Ruhe selbst.

„Was in mir steckt? Knochen und Fleisch“, wusste Kim. Typisch, eine andere Antwort hatte ich nicht wirklich erwartet. Ihre Selbstzweifel waren manchmal einfach zu groß.

„Und ein Gehirn!“ Ich tippte ihr an die Stirn. „Damit kannst du allein denken. Du bist schlau!“

„Kommt bitte alle zusammen. Wir wollen die Teams einteilen.“ Der Gruppenleiter hatte eine große Schüssel mit Losen im Arm, aus dem wir jeweils einen Zettel ziehen mussten.

Gespannt rollte ich meinen Zettel aus: ♦.

„Mist!“, schrie Kim auf. Sie hatte wohl bereits unsere Zettel gesehen. „Wir haben drei völlig unterschiedliche Symbole.“

„Dann sind wir wohl in diesem Spiel Konkurrentinnen.“ Irgendwie erfüllte mich Erleichterung. Die ganze Zeit waren wir als Dreierclique aneinander gehangen. Es tat jeder von uns gut, auch einmal etwas alleine, in einer neuen Gruppe zu erleben. „Aber sieh es positiv. Jetzt kann jede von uns beweisen, was in ihr steckt.“ Ich machte mich auf die Suche nach meiner Gruppe, die ich schnell fand.

„Karo, Karo, Karo“, grölte meine Gruppe. Sie schien es kaum abwarten zu können, bis es endlich losging.

„Bitte Ruhe!“, rief der Leiter und teilte die ersten Hinweise aus. Ich ließ meinen Gruppenmitgliedern den Vortritt. Mir genügte es, lediglich einen Blick darauf zu erhaschen und zu erfahren, was darin stand.

Einer der Jungen las den Brief vor.


Lauft gen Norden ohne Rast,

Damit ihr das Ziel nicht verpasst.


„Wo ist Norden?“, wollte ein Mädchen wissen.

„Wir müssen uns an einem Baum orientieren. Moos wächst immer mit dem Blick nach Norden“, wusste ich und lief entschlossen voran.

Ich merkte, dass uns eine Gruppe folgte und raunte meinem Team zu, dass wir uns beeilen mussten.

Nach kurzer Zeit erreichten wir eine Weggabelung. Pfeile aus Stöcken wiesen und den weiteren Weg. Damit uns niemand folgen konnte, sollten wir die Hinweise direkt einsammeln. Das hatte der Leiter erklärt.

„Schnell, wir verstecken uns, um die Gruppe abzuhängen“, schlug ein Junge vor.

Ehe uns die Gruppe hinter in Sichtweite war, hatten wir uns versteckt. Belustigt beobachtete ich, dass es sich dabei um Kims Gruppe handelte, die planlos umherirrte und nicht mehr wusste, in welche Richtung sie gehen sollte.

„Sie sind weg“, hörte ich sie seufzen. „Wir waren zu langsam!“ Dafür klang sie so, als hätte sie einen Halbmarathon hinter sich gebarcht.

„Wohin sollen wir jetzt gehen?“, fragte ein kleines Mädchen.

„Ich habe keine Ahnung“, meinte ein anders.

Mucksmäuschenstill verharrten wir, bis sie sich auf eine Richtung – die falsche Richtung – geeinigt hatten und abbogen.

Fast hätte ich laut aufgelacht, als sie verschwunden waren.

„Leute, ihr könnt wieder herauskommen“, informierte ich meine Gruppe. „Sie sind weg.“

Wir folgten den Pfeilen, die uns quer durch den Wald führten. Alle paar Meter fand sich ein neuer Hinweis, den wir fleißig einsammelten.

Lange suchten wir vergeblich nach einem weiteren Hinweis, doch wir fanden nichts.

„Haben wir uns verlaufen?“, wollte eines der Mädchen wissen.

„Nein, sicher nicht! Der Schatz muss ganz in der Nähe sein, ich kann ihn fast schon riechen“, meinte ein Junge und suchte akribisch den Waldboden ab. Die anderen Jungs halfen ihm dabei.

„Jaaaa“, schrie einer der Jungen auf. Wir hatten den Schatz gefunden. Es war eine kleine hölzerne Kiste, die gut versteckt unter einem Farn stand.

„Pst, nicht so laut!“, warnte ich ihn. „Nicht, das uns die anderen Gruppen hören.“

„Schnell, lasst uns zurück zur Lichtung gehen. Wir wollen als Erste ankommen“, meinte er. Eilig machten wir uns auf den Rückweg und waren tatsächlich allein.

Kurz darauf stolperte Dinas Gruppe aus dem Wald heraus, dicht gefolgt von der vierten Gruppe. Von Kims Gruppe war nichts zu sehen.

„Oho“, freute sich der Leiter, „ich sehe viele Schatztruhen. Aber leider haben es noch nicht alle Gruppen geschafft. Wir wollen warten, bis wir vollständig sind.“

Als endlich Kims Gruppe die Lichtung erreichte, erfüllte mich die Erleichterung. Allerdings hätte ich fast laut losgelacht, so wie sie aussahen. Alle blickten verzweifelt und teils verstört drein. Ein Mädchen hatte sogar einen so verdreckten Fuß, als sei sie in einer Matschpfütze steckengeblieben.

„Da seid ihr ja endlich“, rief Dina ihnen zu.

„Ihr wisst gar nicht, was für eine höllische Tour wir hinter uns haben“, japste Kim. Erschöpft ließ sie sich ins Gras fallen. Auch ihre Teamkollegen sanken zu Boden.

Nein, ich hatte wohl nicht die leiseste Vorstellung, was sie hatten durchmachen müssen …

„Wo ist eure Truhe?“, wollte der Leiter wissen.

„Wir haben keine“, murrte Kim mit zusammengekniffenen Zähnen.

„Wir wären fast gestorben!“, kreischte eines der Mädchen auf. „Ein Wolf hätte uns beinahe gefressen.“

Und sie waren in die falsche Richtung gelaufen. Wahrscheinlich hatten sie gedacht, jede Gruppe habe dasselbe Rätsel, doch ich vermutete, dass wir alle unterschiedliche Aufgaben bekommen hatten. Schließlich hatte jede Gruppe eine Truhe gefunden.

„Hier gibt es keine Wölfe“, teilte der Leiter mit.

„Wollen wir die Truhen öffnen?“, fragte Dina breit grinsend. Sie konnte es kaum abwarten.

„Mit welchem Schlüssel?“, lachte der Leiter.

„Schlüssel?“, stieß ich erschrocken aus. Hätte der auch im Wald versteckt sein sollen?

„Habt ihr keinen gefunden?“

Auch die andere Gruppe schüttelte entsetzt den Kopf. Keiner von uns hatte an einen Schlüssel gedacht.

„Ein Glück, dass ich sie bei mir habe.“ Lachend zückte der Leiter einen Schlüsselbund und präsentierte ihn uns. An die hundert Schlüssel hingen daran. „Jetzt müsst ihr nur noch den richtigen finden. Ups.“ Überschänglich gestikulierend hatte er den Bund fallen lassen. Nun lagen alle Schlüssel verstreut vor ihm auf dem Boden. „Fröhliches Suchen“, wünschte er uns und verschwand in seinem Zelt.

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