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Enamorado, comprometido, casado

Dina Noche Prudencio

Bestimmt gibt es in deinen Geschichten ein Paar, welches schon lange wie selbstverständlich zusammen ist. Lass uns an ihrem letzten Schritt zum Pärchen teilhaben.

Das Kino war gut besucht. Tiago und ich standen an der Kasse und kauften die Tickets. Glücklicherweise gab es noch Plätze, die mittig waren. Ganz vorne und ganz hinten mochte ich nämlich nicht.

„Ich bin so aufgeregt“, jammerte ich, denn ich liebte Kino, doch das Warten, bis endlich der Film losging, hasste ich abgrundtief. Dann auch noch diese nervige Werbung und der Eisverkauf. Wieso bloß⁈

„Warte noch ab, gleich ist es so weit“, beruhigte mich Tiago.

„Das ist so gemein!“, quengelte ich. Wie bei unserem ersten Date, hatte er auch diesmal die Karten gekauft, ohne dass ich den Film wissen durfte. Das war nun fast ein halbes Jahr her, doch die Erinnerung an unseren ersten gemeinsamen Abend ließ mir die Schmetterlinge im Bauch flattern.

Der nervenaufreibende Eisverkäufer verließ den Saal und das Licht wurde gedämmt. Die großen Vorhänge der Kulisse – so hieß das Ettlinger Kino – schwangen auf und gaben die Leinwand frei. Der Projektor warf die erste Werbung an die Wand, doch ich war froh, dass zumindest etwas lief. Ich war nämlich so aufgeregt, dass meine Handflächen komplett verschwitzt waren.

Als dann wenige Minuten – gefühlt Stunden – später endlich der Film startete, rutschte ich näher an Tiago heran und legte meinen Kopf auf seine Schulter.

Geliebt wie nie mit Strategie

wurde der Titel des Filmes gezeigt.

„Was ist das für ein bekloppter Titel?“, flüsterte ich Tiago ins Ohr.

„Blöder Film, dafür ein umso besserer Film … hoffe ich jedenfalls“, raunte er zurück.

„Das klingt, als würde sich ein Mathematiker in eine hoffnungslos verbitterte Witwe verlieben und sich systematisch versuchen, ihr Herz zu gewinnen.“

„Dina, bitte nimm das ernst! Ich habe nämlich eine Überraschung für dich.“

„Wirklich?“ Ich richtete mich kerzengerade auf. „Was denn?“

„Nach dem Film“, mahnte er.

„Nach? Mist, kann der Film bitte jetzt schon vorbei sein?“, fluchte ich.

„Hab Geduld. Du kennst doch diesen Spruch: Was lange währt, wird endlich gut.“

„Verschone mich bitte mit diesen altklugen Sprichwörtern, bei dem eh niemand weiß, was die eigentlich zu bedeuten haben. Und außerdem wird nicht alles gut, was lange währt. Eine Tomate zum Beispiel.“

„Eine Tomate?“ Tiago wandte verdutzt seinen Blick von der Leinwand ab und musterte mich.

„Genau. Lässt du eine Tomate ewig liegen, wird sie schrumpelig, stinkt, wird gammelig und verschimmelt.“

„Das ist aber ein dämlicher Vergleich!“, beklagte er sich. „Aber können wir jetzt bitte den Film zu Ende schauen? Dann bekommst du deine Überraschung.“ Leiser zu sich murmelte er noch: „Ich hätte doch nichts sagen sollen“, doch ich hatte es genau gehört.

Als der Film endlich vorüber war, stürmte ich nach draußen und zog Tiago hinter mir her.

„Langsam!“, rief er und war ganz aus der Puste.

„Geht nicht“, meinte ich. „So, mit was wolltest du mich überraschen?“

Tiago kramte einen Moment lang in seiner Hosentasche. Dann verzog sich sein Gesicht zu einer entsetzten Grimasse, als wolle er gleich zu weinen anfangen. Doch kurz bevor ich fragen wollte, ob alles in Ordnung sei, wechselte die Verzweiflung schlagartig in ein breites Lächeln und er zog ein kleines Schächtelchen hervor.

„Was ist das?“, wunderte ich mich.

Tiago zog mich etwas beiseite, dass wir ungestört waren, dann ging er vor mich auf die Knie.

„Dina, wir kennen uns nun schon ein halbes Jahr“, setzte er an.

„Ja, ich verstehe schon.“ Ich verdrehte die Augen und kniete mich zu ihm und wollte seinen Schuh binden. Wieso konnte er das noch immer nicht allein? Doch zu meiner Verwunderung war er es bereits.

„Dina, bitte, du machst es mir echt nicht leicht“, seufzte Tiago.

„Wieso krabbelst du dann hier auf den Knien herum?“ Ich sah mich um, ehe ich ihn hochzog. „Tiago, steh bitte auf. Die Leute gucken schon. Oder hast du Probleme mit dem Kreislauf.“

Widerwillig stand er auf, doch dann sank er gleich wieder auf die Knie. Was war bloß los mit ihm?

„Tiago? Du verhältst dich sehr eigenartig!“, stellte ich fest.

„Kannst du mich bitte einfach ausreden und mich hier knien lassen, das wäre mir eine große Hilfe“, flehte er.

„Wenn es dir hilft, meinetwegen.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Soll ich mich zu dir knien?“

„Nein, bleibe bitte einfach stehen und halte einen Moment deine Klappe!“

„Ich bin ja schon leise!“, sagte ich irritiert.

„Dina, wir kennen uns nun schon ein halbes Jahr“, wagte er einen neuen Versuch.

„Hast du das nicht schon vorhin gesagt?“, platzte ich heraus, doch dann hielt ich mir schnell den Mund zu. „Sorry, ich habe nichts gesagt.“

„Wir kennen uns schon ein halbes Jahr und verstehen uns sehr gut. Jetzt will ich den nächsten Schritt gehen und dir meine Liebe gestehen.“ Tiago öffnete das kleine – nebenbei bemerkt sehr hässliche – Kästchen und – mir stockte der Atem – präsentierte einen wunderschönen Ring. „Dina, ich liebe dich. Willst du mit mir zusammen sein?“

Vor Glück und Überraschung fielen mir fast die Augen aus den Höhlen. Sprachlos glotzte ich ihn gefühlte Ewigkeiten an. Hatte er das gerade wirklich gefragt? Das musste ein Traum sein! Nein, Tiago hielt noch immer den wunderschönen Ring vor mir und kniete im Gras.

„Dina?“

„Ja … ja.“ Ich lachte überglücklich, dann kniete ich mich zu ihm und küsste ihn stürmisch. „Ja, ich will mit dir zusammen sein. Tiago, ich liebe dich auch. Sehr sogar!“

Gemeinsam richteten wir uns auf, dann steckte er mir den Verlobungsring an den Finger. Ich warf mich ihm in die Arme und er drehte sich mit mir Freudestrahlend im Kreis. Wir hielten uns ganz fest und wollten uns nie wieder loslassen – nie mehr wieder!

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