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Mi parolas Esperanto

Vera Sturm

Esperanto-Tag

„Saluton, kiel vi fartas?“ Hallo, wie geht es euch?, begrüßte ich meine Freundinnen, doch anstatt einer Antwort bekam ich nur irritierte Blicke.

„Was?“, hakte Kim nach.

„Mi parolas Esperanto.“ Ich spreche Esperanto, erklärte ich.

„Hä?“, wunderte sich Dina. „Was für eine Sprache redest du? Deutsch nicht“, rätselte sie, „Englisch nicht, Spanisch auch nicht.“

Ich nickte, denn damit behielt sie schließlich recht.

„Aber esperan bedeutet warten auf Spanisch“, überlegte sie weiter.

„Mia hispana ne estas.“ Nein, Spansich ist es nicht, teilte ich ihr mit, was sie natürlioch nicht verstand.

„Vera, hilf mir. Ich habe eine Freundin, die in Rätseln spricht!“, flehte sie mich an.

„Na gut“, gab ich lachend nach. „Das war Esperanto. Gerade forsche ich dafür nach, denn ich will einen Artikel darüber schreiben. Ich finde diese Sprache sehr interessant.“

„Esperanto?“, überlegte Kim. „In … welchem Land wird das Gesprochen? Davon habe ich noch nie gehört.“

„Ich kenne es auch nicht“, meinte Dina.

„Vielleicht in Estland?“, überlegte Kim.

„Nein, dort spricht man Estnisch, aber ich kläre euch auf. Esperanto wird nämlich in keinem Land offiziell gesprochen. Diese Sprache wurde erst erfunden.“

„Erfunden? Du nimmst uns auf den Arm!“, empörte sich Kim.

„Nein, Ehrenwort!“, versicherte ich. „Diese Sprache ist sehr erstaunlich, denn obwohl sie erfunden ist, sprechen aktiv hunderttausend Menschen in über hundertzwanzig Ländern weltweit diese Sprache als Zweitsprache.“

„Also was jetzt? Gibt es diese Sprache oder ist sie erfunden?“, wunderte sich Kim.

„Beides. Die Grundlagen wurden 1887 von Ludwik Zamenhof in Warschau veröffentlicht, also erfunden. Gesprochen wird sie von Jugendlichen und Erwachsenen, die sich auch treffen.“

„Das klingt irgendwie komplett verrückt aber auch mega spannend“, fand Dina. „Ich weiß gar nicht, wie ich es genau einschätzen soll.“

„So ging es mir auch“, versicherte ich, „aber ich finde es sehr spannend. Zudem ist die Sprache viermal so schnell erlernbar, sodass ich schon die Grundlagen nach knapp drei Wochenkursen konnte. Sie ist nämlich sehr neutral und regelmäßig aufgebaut.“

„Und für was soll man so eine Sprache lernen? Gibt es da auch Medien dazu?“

„Klar, und das hat mich sehr fasziniert. Jährlich erscheinen knapp hundert Bücher auf Esperanto. Auch Lieder von reinen Esperanto-Bands gibt es in dieser Sprache.“ Diese Tatsache verblüffte mich immer noch. Seit knapp einem Monat hörte ich nur noch Esperanto-Musik, die ziemlich gut klang, wie ich fand.

„Und was meinst du mit neutral?“

„Diese Sprache bietet keinem Land ein bestimmtes Vorteil, also können auch keine Vorurteile entstehen, was für eine größere Verbundenheit unglaublich toll ist.“

„Aha, also bringt mir die Sprache nicht viel, wenn ich nur Bücher lesen kann“, fand Kim.

„Ganz im Gegenteil. Erstens ist es ja nur die Zweitsprache, du kannst also immer dein Muttersprache und zweitens lassen sich Firefox und OpenOffice auf Esperanto installieren.“ Das hatte mich selbst umgehauen, denn es zeigte, wie stark vertreten diese Sprache doch war, obwohl ich vorher kaum etwas von ihr gehört hatte.

„Wirklich? Krass!“, fand Kim. „Dann musst du mir wohl ein paar Sachen beibringen. Ich will Esperanto sprechen lernen.“

„Das lernst du bestimmt sehr schnell, denn sie ist wesentlich leichter als Deutsch.“

„Zum Glück! Diese Sonderformen und dieser Kram waren der Horror!“, erinnerte sich Kim.

„All das fällt komplett weg. Die Grammatik basiert nur auf sechzehn Grundregeln und es gibt keine unregelmäßigen Verben.“ Mit mehr Vorkenntnissen durch andere Fremdsprachen, war es zudem leichter zu erlernen. So hatte Kim schon einmal einen entscheidenden Vorteil. Auch konnte es umgekehrt helfen, eine neue Fremdsprachen besser zu verstehen und zu lernen. Darüber war Kim sehr erleichtert.

„Puh!“, machte sie erleichtert und lächelte selbstgefällig. Ich werde es schneller lernen als du, Vera!“

„Kann gut sein, aber es ist wie in allen Sprachen individuell, wie schnell man es lernt.“

„Aber ein Punkt macht mich stutzig“, meldete sich Dina zu Wort, „warum muss man eine Weltsprache erfinden, wenn schon Englsich überall gesprochen wird?“

„Esperanto ist für alle Menschen eine fremde Sprache, so kann sich niemand hinter der eigenen Muttersprache verstecken, da sie auch keinem speziellen Land zugeordnet ist. Alle müssen auf einer Fremdsprache kommunizieren, was für keine der Seiten Vor- oder Nachteile bringt.“ So ungefähr hatte ich es in einem Artikel in Erfahrung gebracht. Doch noch wusste ich lange nicht alles über diese Sprache.

„Und wie ich es herausgehört habe, ist Esperanto deutlich leichter erlernbar als Englisch“, fiel Kim auf.

„Genau, es geht schneller und hat mehr Lernerfolge Lernerfolge bei geringerem Aufwand. Und sie ist frei von Vorteilen. Denn es hat sich gezeigt, dass trotz jahrelangem Schulunterricht in Englisch es nur wenige schaffen, ein hohes Niveau zu erreichen – mich eingeschlossen. Gegenüber einem englischen Muttersprachler sind so die Fremdsprecher im großen Nachteil. Nicht nur der Ausdruck und die Richtigkeit in der Grammatik sind ein Punkt, auch können Missverständnisse entstehen, nutzt man Redewendungen. Deutsche Redewendungen sind beispielsweise komplett bescheuert, wenn man sie auf Englisch übersetzt, und umgekehrt.“

„Das ist wirklich toll“, fand Dina. „Sicher würde es auch viel zum Frieden beitragen, wenn alle diese Sprache sprechen könnten. Denn es gibt nichts Wichtigeres als Frieden!“

„Und noch so ein Funfact nebenbei: Es gibt sogar Kinder, die Esperanto als Muttersprache haben. Das kann sein, wenn die Eltern verschiedene Sprachen sprechen und eine gemeinsame Familiensprache suchen.“ Das hatte ich in einem Interview mit einer Esperanto-Sprecherin erfahren, was mich sehr erstaunt hatte. Aber verständlich, dass die Eltern nicht eine dritte Sprache lernen wollten, die allzu schwer ist. Da war Esperanto wohl eine gute Lösung, um für beide einen Weg zu finden.

„So, genug mit dem Gelaber! Ich will jetzt endlich diese Sprache lernen!“, beharrte Kim und stampfte wie ein kleines Kind mit dem Fuß auf den Boden.

„Ist ja gut, ich bringe es dir bei!“, versprach ich ihr. „Vi kondutas kiel infano!“ Du benimmst dich wie ein Kleinkind!, teilte ich ihr mit, da ich wusste, dass sie es glücklicherweise noch nicht verstehen konnte.

„Was?“, wollte Kim wissen.

„Ich habe nur gesagt, dass ich es kaum erwarten kann, es dir beizubringen.“

„Juchhuu!“, freute sich Kim und quiekte erfreut auf. „Ich lerne Esperanto! Ich lerne Esperanto!“, sang sie und hüpfte um mich herum.

„Kim, mi bedaŭras, sed vi estas tute freneza“ Kim, es tut mir leid, aber du bist vollkommen irre, fand ich.

„Ich weiß zwar nicht, was du gesagt hast, aber ich finde es unverschämt, dass du mich ansprichst und ich verstehe es nicht!“

„Tut mir leid, Kim. Ich habe gesagt, dass du irre bist“, übersetzte ich wahrheitsgemäß.

„Na super!“, beklagte sie. „Das hättest du auch für dich behalten können. Aber du brauchst es auch nicht auf einer anderen Sprache sagen. Es ist schon schlimm genug, dass du so etwas denkst!“

„Du hast ja recht“, sah ich ein. „Ich werde es nicht mehr sagen.“

„Und ich denke mir meinen Teil“, meinte Dina.

Kim guckte entgeistert. „Na danke!“

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