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Speaking spoon

Kim Posse

Ein Gerät bzw. Hilfsmittel, das deine sturste Figur verwendet, erwacht zum Leben und fordert Mitspracherecht.

„Rühr doch, du dummer Löffel!“, fluchte ich aufgebracht, nachdem mir die komplette Dose Salz in den Topf gefallen war. „Wie soll ich sonst diese Sauerei verteilen?“

„Nein!“

„Was?“ Irritiert fuhr ich herum. Wer hatte gerade mit mir gesprochen? Lisa und Mara waren nicht zu Hause und ich wollte sie überraschen. Mein Plan war es gewesen, eine leckere Suppe zuzubreiten, um zu beweisen, dass ich doch kochen konnte. Doch dann war mir die komplette Dose aus der Hand gerutscht und nun weigerte sich auch noch der Löffel umzurühren.

„Nein!“ Wieder diese fremde Stimme.

„Wer ist da?“ Genervt ließ ich den sturen Löffel los und sah mich um.

„Hilfe, ich sinke!“

„Du sinkst?“ Nun war ich vollends verwirrt.

„Hilfe, ich sinke!“

„Wo bist du denn?“, rief ich unsicher.

„Hier!“, quäkte die fremde Stimme, die wirklich dem Untergang nahe klang.

„Wo hier?“, wollte ich wissen.

„Hier hier!“, rief die Stimme immer kläglicher.

Erneut blickte ich mich ratlos um. Es war niemand hier, der nach mir hätte rufen können.

„Wo bist du?“

„Im Topf!“

„Im Topf? Hä?“, entfuhr es mir.

„Ich bin der Löffel!“

„Der Löffel?“

„Jetzt frag doch nicht so dumm! Wieso sollte ein Löffel kein Mitspracherecht haben? Du versaust hier munter die Suppe und ich soll da mitmachen? Nein danke! Das nehme ich gewiss nicht auf meine Kappe! Löffle diese versaute Brühe gefälligst allein aus!“

Das hatte gesessen. Ein Löffel, der mich zurechtwies, war schon mehr als merkwürdig. Doch dann war er auch noch so unverschämt, dass ich es kaum fassen konnte.

„Okay, mal abgesehen davon, dass du sprechen kannst … Was hätte ich deiner Meinung nach besser machen können?“, hörte ich mich gerade wirklich einen Löffel um Rat fragen. War ich vollkommen irre?

„Alles“, teilte mir das Suppenbesteck unmissverständlich mit, das tief in meinem Unfall versunken war.

„Na danke! Was soll ich denn jetzt machen?“ Ich wusste nicht mehr weiter.

„Hole mich erst einmal hier heraus!“, befahl der Löffel streng. Perplex gehorchte ich und verbrannte mir heftig meine Finger.

„Kannst du mir helfen?“, wandte ich mich an das Kochbuch.

„Drehst du jetzt komplett durch?“, wunderte sich der Löffel. „Wieso sprichst du mit einem Kochbuch? Das kann doch nicht sprechen!“

„Aber du!“, maulte ich enttäuscht.

„Ja.“

„Und warum sprichst du eigentlich mit mir?“, wollte ich wissen.

„Das frage ich mich auch schon die ganze Zeit …“

„Na vielen Dank auch. Rette mir die Suppe oder ich tausche dich aus … Gegen einen Löffel, der kochen kann“, drohte ich ihm an.

„He, ich helfe nur. Wenn du zu unfähig bist, kann ich das auch nicht retten.“

Wortlos trug ich ihn zum Mülleimer und öffnete den Deckel.

„Schon gut“, schrie er panisch auf. „Schon gut, ich helfe dir ja!“

„Also, Löffel, was soll ich tun?“

„Nenne mich nicht immer Löffel, ich habe einen Namen!“, fauchte das Besteck. Ich nenne dich ja auch nicht nur Mädchen, Mädchen.“

„Und wie heißt du?“

„Lollipop.“

„Echt?“

„Meine Mama hat mich so genannt. Sie war eine große Suppenkelle in einem Fünf-Sterne-Restaurant und durfte die besten Speisen kosten.“

„Und dein Vater?“

„Der hat den Löffel früh abgegeben, aber nach ihrer Trennung war er mit einem Schneebesen zusammen.“

„Was für eine rührselige Geschichte“, meinte ich betroffen.

„Lustig“, meinte Lollipop ausdruckslos. „Aber nun zu dir. Wie heißt du?“

„Kim.“

Ohne eine weitere Antwort begann der Löffel zu lachen. „Das klingt wie Kümmel.“

Was konnte peinlicher, als von einem Löffel ausgelacht zu werden?

„Bevor wir uns hier gegenseitig fertig machen: Hilfst du mir jetzt bitte? Lisa und Mara kommen bald zurück.“

„Okay. Zuerst solltest du die Suppe ins Klo kippen und noch einmal von vorne anfangen.“

„Was?“

„Na das kannst du jedenfalls nicht mehr retten!“

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