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Streit - let's fight!

Niklas Böhringer

Streitgespräch mit Kim

  1. Streit mit Kim: Fallin‘ in Book

  2. Streit mit Kim: Streit – let‘s fight!

  3. Streit mit Kim: Krisensitzung

  4. Streit mit Kim: Lagebesprechung

→ hier kommst du zum gesamten Streit mit Kim


„Da bist du ja endlich!“, fuhr mich Kim an. Kein Hallo, kein Lächeln, nur Frust.

Kim, Dina und Vera saßen bereits um ein Tischchen im vereinbarten Café in Ettlingen, um ein paar Sachen zu klären. Mir war schleierhaft, was sie damit gemeint hatte, als ich ihren Brief bekam. Ich wollte mich überraschen lassen.

„Hey, schön, dass du da bist“, freute sich Vera und umarmte mich zur Begrüßung. Auch Dina begrüßte mich freudig mit einer Umarmung. Dass Kim gerade so motzig war, verstanden sie selbst nicht. Sie waren davon ausgegangen, sich einfach ganz normal mit mir zu treffen. Nun ja, sie hatten schließlich auch keinen Brief von Kim erhalten.

„Kim, was ist denn los?“, wunderte sich Dina. Sie begutachtete ihre Freundin, die einige Karteikarten in der Hand hatte.

„Was sind das für Karten?“, wollte Vera wissen.

„Ich moderiere unser Streitgespräch!“, maulte sie.

„Streitgespräch?“, stießen Dina und Vera verwundert aus.

„Ja, deshalb sind wir hier. Ich will streiten!“

„Also solltest du lieber nicht moderieren. Das übernehme ich. Der Moderator sollte unparteiisch sein. Da ich bei der Presse arbeite und viele Interviews führe, kenne ich mich damit aus.“ Vera nahm ihr kurzerhand die Karteikarten aus der Hand, was Kim einen wütenden Schrei entlockte.

„He, das sind meine! Die brauche ich noch!“, fauchte sie.

„Ja, ja. Du bist ja schon richtig in Fahrt“, stellte sie leicht belustigt fest. „Ich orientiere mich einfach an deinen Karteikarten und werde dazu Fragen stellen.“

„Ich finde die Idee gut“, wandte ich ein.

„Deine Meinung zählt hier nicht“, gab Kim harsch von sich. „Ich finde die Idee akzeptabel.“

„Nun denn, wollen sich die Beteiligten erst einmal vorstellen?“, eröffnete Vera gekonnt das Streitgespräch, als sei sie im Fernsehen.

Glücklicherweise war das Café so gut wie leer, sodass wir von dieser peinlichen Situation keine Zeugen hatten.

„Fang du an, schließlich bist du hier das Problem“, murrte Kim.

„Boah, Kim“, lachte Dina entrüstet auf, „geht‘s noch?“

„Alles gut. Ich stelle mich vor: Ich heiße Niklas und habe das Problem, dass ich nicht weiß, welches Problem ich haben sollte.“

„Pah!“, kommentierte Kim verächtlich.

„Ruhe, du stellst dich erst mal vor, bevor du meckerst!“, wies Vera sie zurecht. Auch sie wusste nicht, was Kims Problem eigentlich war.

„Ich bin Kim und werde einfach von allen benachteiligt!“, klagte sie.

„Okay, nun kennen wir beide Seiten“, schlüpfte Vera perfekt in die Moderationsrolle. Sie konnte es wirklich gut. „Auf der einen Seite haben wir Niklas, der gar nicht weiß, weshalb er streiten soll und auf der anderen Seite haben wir Kim, die es gar nicht abwarten kann, den Streit zu entfesseln.“ Vera las sich die erste Karteikarte durch, dann setzte sie eine professionelle Miene auf und wandte sich an Kim: „Mir ist zu Ohren gekommen, dass …“

„Ist es nicht! Du hast mir die Karteikarten geklaut“, fiel ihr Kim direkt ins Wort.

„Boah, halt doch mal die Klappe, bis du dran bist!“, fuhr Dina sie an. Sie verstand sich wohl in der Rolle der Streitschlichterin.

„Mir ist zu Ohren gekommen, dass Niklas, der unter anderem Autor unserer Abenteuer ist, zu viele Projekte hat und uns völlig vernachlässigt. Hä, das stimmt doch gar nicht. Oh, das war unprofessionell. Ich muss ja unparteiisch sein. Niklas, was sagst du zu dieser Anschuldigung?“

„Darf ich es nicht erst einmal richtig ausführen?“, klagte Kim.

„Bist du aufgerufen?“, wollte Dina streng wissen.

„Wenn ich es richtig verstanden habe, werde ich angeklagt, da ich zu wenig Zeit für euch habe?“, fasste ich für mich zusammen.

„Genau, und jetzt liefer uns mal ne gute Ausrede!“, stieß Kim aufgebracht aus.

„Ich habe aktuell einfach viele Projekte. Und ganz so nebenbei studiere ich ja auch, falls du das vergessen hast!“

„Jetzt nicht ablenken!“, ermahnte mich Kim.

„Nun ja, ich glaube, Kims Hauptproblem ist gerade, dass ich zwei Bücher veröffentlicht habe, die noch immer nicht von ihr handeln.“

„Ganz genau!“

„Das kann ich ganz einfach erklären: Mit meiner „Der Ruf der Grizzlybären“-Reihe hatte ich schon begonnen, bevor ich euch überhaupt kennengelernt habe. Daher möchte ich diese Reihe auch zuerst abschließen.“

„Eine solide Begründung“, fand Vera. „Willst du etwas dazu sagen, Kim?“

„Ja! Nicht genug, dass du es als Trilogie schreibst. Nein, dann kommt noch ein Sonderband und ich weiß, dass du auch noch mindestens ein Begleitbuch dieser Reihe in der Hinterhand hast. Wieso schreibst du nicht an unserer Reihe weiter? Wer braucht schon ein Tausend…“

„Kim!“, unterbrach ich sie schnell. „Dieses Projekt ist noch geheim! Ich will nicht, dass du es schon ausplapperst! Ich verstehe deinen Ärger, aber ihr seid eben nicht allein auf dieser Welt!“

„Hm, sachlich und fair“, fand Vera. Ich konnte ihr ansehen, dass sie sich nur ungern an Kim wandte, um ihre Meinung zu hören. Doch da fand sie eine gute Lösung: „Stellen wir uns kurz vor, tatsächlich im Fernsehen zu sein, gibt es an den spannenden Stellen immer eine Pause. Ich glaube, die können wir alle ganz gut gebrauchen, bevor die großen Geschütze aufgefahren werden.“

„Eine gute Idee“, ließ ich mich dankbar auf ihren Vorschlag ein.

„Nein, ich bin gerade so schön wütend!“, war Kim sofort dagegen.

„Ich bin auch dafür“, mischte sich Dina ein, „Und damit bist du überstimmt, Kim.“

„Dann machen wir eben diese beschissene Pause. Ich hasse Pausen! Sowohl im Fernsehen als auch im echten Leben. Was soll man so lange machen? Werbung gucken? Ich hasse Werbung!“

„Ich auch, aber ich denke, in diesem Fall kann sie die erhitzten Gemüter etwas beruhigen!“, erklärte Vera ihren Vorschlag. Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl nach hinten und schloss die Augen. So verharrte sie, während ein seliges Lächeln auf ihren Lippen lag.

Kim hingegen saß da und hatte ein grimmiges Gesicht gezogen, als sei gerade jemand gestorben. „Ich hasse Pause!“, maulte sie.


„Herzlich willkommen zurück“, ergriff Vera nach fünf Minuten das Wort, in denen sie sich auf ihrem Stuhl zurückgelehnt und die Sonne genossen hatte.

„Na endlich! Wird ja auch Zeit“, stöhnte Kim. „Ich dachte schon, du bist eingepennt!“

„Gerade sind Kim und Niklas anwesend, die darüber debattieren, wer nun wen vernachlässigt. Eingeladen wurde Niklas auf die freundliche Nachricht von Kim, während sie auch ihre Freundinnen im Unwissen gelassen hatte.“ Vera hatte den Brief, den ich von Kim bekommen hatte, inzwischen gelesen. Ich hatte ihn ihr zugesteckt, während Kim wutentbrannt auf die Toilette gestapft war. Diesen hielt sie nun vor Kims Nase und schaute sie skeptisch an. „Kannst du uns das erklären?“

Bevor ich dich schon in diesem Brief rund mache, hebe ich es mir für unser baldiges Treffen auf, um alles persönlich zu klären. Und keine Ausreden, dass du keine Zeit hast! Wir treffen uns in Ettlingen in einem Café, um unseren Streit zu schlichten. Die genaue Uhrzeit und Adresse findest du auf der Rückseite dieses Briefs. Ich weiß ja, dass du immer gleich alles postest. Es braucht keiner wissen, wo es stattfindet.

PS: Überleg dir gleich mal ein paar Ausreden! Du wirst sie brauchen!

„Was geht denn jetzt ab? Habt ihr euch verbündet? Schonmal was von Briefgeheimnis gehört?“, empörte sich Kim.

„Schonmal was von Freundschaft gehört“, konterte Dina direkt.

„Um die Frage von vorhin erneut aufzugreifen: Kim beklagt zu viele Veröffentlichungen, in denen sie nicht vorkommt“, versuchte Vera auf das Thema zurückzuführen und hatte tatsächlich Erfolg damit. Kim ging direkt darauf ein.

„Ich freue mich ja, wenn du andere Bücher schreibst“, ergriff Kim direkt das Wort, die froh war, diese Pause überstanden zu haben. „Aber ich komme erstens kaum hinterher, die alle zu lesen, dann auch noch diese beiden Anthologien, die du …“

„Warte, das will ich gerne erklären“, unterbrach ich sie unsicher. „Diese beiden Anthologien waren ja gar nicht geplant. Mein Buch Der Ruf der Grizzlybären 02: Neue Freunde hätte schon viel früher herauskommen sollen, aber es gab mehrere Faktoren, die sich eben verzögert haben. Mein Ziel war eben nur, an einem 27. dieses Buch zu veröffentlichen. Das andere Buch FSJ-Blog 2022/23: Mein Freiwilliges Soziales Jahr musste am 19. April erscheinen, da ich dort vor einem Jahr meine erste Lesung halten durfte und ich es da herausbringen wollte. Sonst hätte ich noch ein Jahr warten müssen.“

„Aha“, kommentierte Kim, „und die anderen beiden Bücher?“

„Auf die beiden Anthologien hatte ich keinen Einfluss. Es war mir selbst fast zu viel, aber eben nicht zu ändern. Sie hatten eben ihre Veröffentlichungsdaten und ich meine. Da wollte ich nichts bei mir verschieben.“

„Das ist doch eine gute Begründung“, meinte Dina.

„Geht so! Er hätte ja nicht bei diesen Anthologien mitmachen müssen!“

„Ey, das ist fies“, beklagte ich mich.

„Stopp, bevor wir wirklich streiten. Die nächste Frage … oh.“ Vera schien davon selbst verblüfft zu sein. „Kim beklagt, dass ich und Dina einen festen Freund haben und sie wieder einmal nicht. So wird sie ja zweimal vernachlässigt. Du schreibst gerade nicht an unserem Buch weiter und sie hat keinen Freund.“

„Ihr kommt doch in den Protastik-Geschichten vor“, verteidigte ich mich. „Zum Freund-Problem kann ich leider aktuell nichts sagen.“

„Stimmt, vor allem kommst du ja in fast jeder Protastik-Geschichte vor, Kim“, fiel Dina auf. „Du darfst sie sogar meist aus deiner Sicht erzählen – auch wenn manchmal nicht jeder wissen sollte, was in deinem Kopf so vorgeht“, fügte sie noch etwas leiser hinzu.

„Ja, aber Dina bekommt die Lovestorys – alle!“

„Die sind voll kurz.“ Dina wusste nicht, wo das Problem liegen sollte.

„Aber voll schön.“

„Du hast halt keinen Freund“, meinte sie und guckte dabei beschämt zu mir.

„Ey“, maulte Kim.

„Na ja, das ist eben die Wahrheit“, fand auch Vera.

„Außerdem ändert sich das ja bald“, verplapperte ich mich. Ich hatte einfach diese Diskussion beenden wollen.

Kim bekam große Augen. „Echt?“

„Vielleicht, wenn du dich nicht zu doof anstellst und ihn vergraulst“, argumentierte ich. „Und ich hoffe, dass du weißt, dass du fast meine Lieblingsfigur bist? Deshalb bist du ja auch fast immer dabei!“

„Echt?“ Das schien Kim zu verblüffen. Sie wurde tatsächlich rot. „Danke … aber war ich das schon immer?“

„Willst du das wirklich wissen?“, fragte ich verzweifelt nach.

„Ja!“

„Nein, anfangs mochte ich doch nicht wirklich. Aber dann hast du dich Seite für Seite mehr zu meinem Liebling entwickelt“, gestand ich. „Und weißt du auch, warum? Du bist so verrückt, wie ich manchmal auch bin. Wir beide haben ein inneres Kind. Zugegeben, deines hat deutlich mehr Kontrolle über dich.“

„Aha.“ Kim überlegte einen Moment. Dann fiel sie mir um den Hals. „Entschuldigung, dass ich so einen Aufstand veranstaltet habe. Kannst du mir verzeihen?“

„Klar, wenn du mir versprichst, dass du mich auch andere Projekte noch machen lässt“, stellte ich zur Bedingung.

„Na gut“, ließ sie sich darauf ein. Doch ich merkte, wie ungern sie zustimmte.

„Ausgezeichnet, das ist doch ein schönes Ende“, fand Vera. „Es war mir eine Freude, euren Streit zu moderieren.“ Die anderen Karteikarten ließ sie ungesehen verschwinden, wofür ich ihr wirklich dankbar war. Ich wollte nicht wissen, was Kim noch alles für Streitpunkte aufgelistet hatte.

„Gruppenumarmung!“, rief Dina freudig.

„Und zur Feier des Tages lade ich euch alle auf ein Eis ein“, schlug ich vor.

„Ich will mit extra Sahne und Streuseln“, bestellte Kim direkt, was ich nur mit einem Nicken lachend so hinnahm. Endlich war dieser Streit aus der Welt geschafft. Zumindest hoffte ich das …

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