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Tormenta con relámpagos

Dina Noche Prudencio

Zwei deiner Figuren fliehen streitend vor einem Gewitter. Der Blitz schlägt ein. Was passiert?

„Na super“, motzte Kim, „ich hatte ohnehin keinen Bock auf diesem beschissenen Ausflug! Das nächste Mal kannst du alleine mit deinem blöden Hund laufen, mich brauchst du gar nicht mehr fragen. Jetzt regnet es und meine ganze Frisur ist ruiniert.“

„Kim, jetzt stelle dich nicht so an“, meinte ich beschwichtigend. Mir war klar, bei Regen laufen war nicht besonders schön, doch so anstellen wie Kim brauchte man sich schließlich nicht.

Wir waren gerade im Wald, als es zu regnen angefangen hatte, was Kim ordentlich auf die Nerven ging. Ich war es inzwischen schon gewohnt, bei Regen zu laufen – ganz im Gegensatz zu Kim.“

„Ihhh“, kreischte Kim, „jetzt läuft mir sogar das Wasser in die Unterhose. Es fühlt sich an, als hätte ich gepinkelt.“

Ich musste mir ein Lachen verkneifen, da es mir schließlich selbst so ging. Nur war es mir im Moment völlig egal. Nass war nass – und sobald wir zu Hause waren, konnten wir uns sowieso umziehen.

Wir liefen noch einige Zeit weiter, als sich die Wolken merklich verdunkelten und in der Ferne ein Rumpeln ertönte. Entsetzt riss Kim die Augen auf.

„Ist das ein Gewitter?“, fragte sie panisch. „Dina, dann müssen wir ganz schnell aus dem Wald. Das ist extrem gefährlich! Dabei kann man sterben!“

„Ach, Kim, hab dich nicht so“, beschwichtigte ich sie, „wir werden es schon überleben. Und sieh ist positiv: nasser können wir nicht mehr werden.“

„Na super, das hat mir gerade noch gefehlt!“, fluchte Kim. „Wenn ich deinetwegen von einem Blitz getroffen werde, dann …“ Weiter kam sie nicht. Im selben Moment ertönte ein knallendes Grollen, das viel lauter und näher zu sein schien als das erste. „Dina! Ich habe Angst!“, kreischte sie in klammerte sich an meinen Arm.

Nun wurde es mir selbst mulmig zumute. Mir war klar, wie gefährlich es war, bei einem Gewitter im Wald zu sein.

„Wir müssen schnellstmöglich aus dem Wald hinaus“, wies ich sie an und wir legten rasch einen Zahn zu.

Kim stolperte überfordert hinter mir her, während ich Luna – sie war ebenfalls nervös – zu mir rief, an die Leine nahm und voraus joggte. Gerade als der Waldrand in Sicht war, passierte es. Eine Wolke, die sich direkt über uns befand und sich komplett entleerte, schwebte genau über uns. Ich blickte nach oben und sah noch, wie ein greller Blitz zu Boden schoss – direkt auf uns zu. Knapp vor uns schlug er krachend in einem Baum ein. Der Donnerknall, der im selben Moment krachend nachhallte, war ohrenbetäubend und warf uns alle zu Boden. So eine Wucht hatte er.

Kim konnte sich nicht mehr beherrschen und begann panisch zu weinen. Mir stand der Schock ebenfalls ins Gesicht geschrieben. All meine Glieder zitterten.

„Der Blitz hat direkt vor uns eingeschlagen“, stammelte Kim vor Angst und zerrte an mir. „Er … er hätte uns auch treffen können!“

„Das habe ich selbst gesehen, Kim“, sagte ich stumpf und guckte den halben Baum an, der angekohlt vor uns lag. Es roch nach verbranntem Holz. Doch wir hatten Glück im Unglück. Uns war nichts passiert. Zwar waren wir bis auf die Haut durchnässt, doch weiter war uns nichts passiert.

Mühsam kraxelten wir über den Baumstamm und sahen zu, dass wir schleunigst nach Hause kamen. Schließlich war das Gewitter noch nicht vorbei – es fing gerade erst so richtig an.

„So etwas – so etwas mache ich nie, nie wieder!“, schrie Kim entsetzt, als wir zu Hause ankamen.

„Kim, ich weiß, das hätte nicht passieren dürfen, aber wir sind noch mit einem Schrecken davon gekommen.“

„Mit einem Schrecken? Spinnst du⁈ Es hätte weiß Gott was passieren können!“

„Kim, ich mache uns erst einmal einen heißen Kaffee. Ich glaube, das brauchen wir jetzt dringend. Und dann beruhigen wir uns wieder.“

Zuerst legte ich uns noch trockene Klamotten heraus. Wir zogen uns um und setzen uns aufs Sofa. Bibbernd kauerte sie nun neben mir. Auch Luna erholte sich nur langsam von dem Schrecken, doch sie machte den Eindruck, als sei sie deutlich gefasster als Kim. Noch etwas ängstlich, schmiegte sie sich an mich und forderte mich auf, sie zu streicheln.

„Alles ist gut“, flüsterte ich ihr zu, „alles ist gut, mein Schatz.“

Als ich aus der Küche mit zwei Tassen dampfendem Kaffee kam, guckte sie mich mit großen Augen an. Ich reichte Kim eine Tasse, die sie mit zittrigen Händen entgegennahm und sofort daran nippte.

„Vorsicht!“, schrie ich erschrocken auf.

„Au!“, kreischte Kim im selben Moment. „Ist der heiß!“

„Na, was für ein Wunder!“, erinnerte ich sie sarkastisch. „Ich habe ihn gerade erst gekocht. Klar, dass er heiß ist.“

„Mh“, meinte sie genervt. Kims Hand zitterte so sehr, dass sie fast das heiße Getränk über ihrer Hose verschüttete. Vorsichtig stellte sie die Tasse zurück auf den Tisch. „Hast du einen Strohhalm für mich?“

„Kaffee mit Strohhalm?“, kicherte ich.

„Lieber Kaffee mit Strohhalm als Kaffee auf Hose“, nörgelte sie. „Die Angst steckt mir noch tief in den Knochen. Ich brauche wohl noch etwas Zeit, um mich zu beruhigen.“

„Das verstehe ich. Warte, ich hole dir einen.“

„Danke.“ Tief über ihre Tasse gebeugt, begann Kim laut zu schlürfen.

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