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Vestido feo para la lavadora

Dina Noche Prudencio

Der Partner deiner ehrlichsten Figur fragt, ob das gewählte Outfit gefällt. Leider würde die Wahrheit vernichtend ausfallen. Wie lautet die Antwort?

Stolz drehte ich mich vor dem Spiegel und begutachtete mich von allen Seiten. Das neue Outfit gefiel mir hervorragend. Es war ein dunkelgrünes Kleid, das mit einem schönen Rand eingesäumt war. Der passende Hut dazu hatte eingestickte Blumen sämtlichen Farben.

„Sieht das nicht super aus?“, fragte ich begeistert und drehte mich erneut, dass die Zugluft das Kleid etwas aufbauschte.

„Es sieht gar nicht so schlecht aus, Dina“, meinte Tiago zögerlich.

„Danke, aber das hörte sich nicht sehr überzeugend an. Was ist deine ehrliche Meinung dazu?“

„Ganz ehrlich?“

„Ich bitte darum! Was sagst du zu meinem Outfit? Ist es zu schlicht, zu aufdringlich, zu langweilig, …?“

„Dina, sei mir nicht böse, aber wenn du zum Militär willst oder als Vogelscheuche eine Arbeit suchst, könnte es gut passen, wenn du dich mit dieser Gardine einwickelst, aber ich würde mich in deiner Stelle damit nicht auf die Straße trauen.“ Tiago sah schuldbewusst zu Boden. Ich konnte ihm ansehen, wie unangenehm es für ihn war, die Wahrheit zu sagen.

„So schlimm?“ Ich drehte mich noch einmal vor dem Spiegel. „Also mir gefällt es, aber wenn du es so abartig findest …“

„Du willst doch nicht wie Kim herumlaufen?“, argumentierte er.

„Was, so schlimm? Alles, nur das nicht!“

Kims Modegeschmack – falls man das wahllose Hineingreifen in den Kleiderschrank, der aus einer Sammlung der Potthässlichkeit bestand, überhaupt so nennen konnte – war meist eine Gratwanderung zwischen Outfit und Kunst. Dass sie noch nicht wegen öffentlichen Ärgernisses verhaftet worden war, wunderte mich. Nein! Beim besten Willen wollte ich nicht so angezogen sein wie Kim!

„So schlimm nicht, aber fast. Tut mir wirklich leid, Dina, aber lieber sage ich es dir jetzt, bevor ich so mit dir auf der Straße herumlaufen und muss und mich in Grund und Boden schäme.“

„Okay, ist ja nicht schlimm, wenn dir dieses Outfit nicht gefällt. Dann suche ich mir eben etwas anderes aus, womit wir beide zufrieden sind. Ich will dir schließlich nicht peinlich sein. Ich finde es gut, wenn du so ehrlich zu mir bist“, meinte ich und hängte das Outfit zurück an den Bügel. Mein Blick fiel auf das Preisschild: „Das wäre mir eh viel zu teuer gewesen. So viel Geld würde ich für so etwas nicht ausziehen.“

„Schön“, meinte Tiago erleichtert und griff nach einem anderen Kleid.

¡Dios mío!“, stieß ich erschrocken aus. „Mit so etwas würdest du dich mit mir auf die Straße trauen? Da war selbst das andere Outfit schöner.“

„Kein Problem, wir finden schon noch etwas.“ Tiago hängte es sofort zurück und wühlte unverdrossen weiter.

„Nein, in diesem Laden werden wir wohl nie etwas finden“, rutschte es mir heraus, „denn entweder ist es zu teuer oder hässlich und zu teuer.“

„Dann suchen wir uns eben einen anderen Laden aus. Schließlich geht es hier nur um die Einweihung der neuen Waschmaschine. So viel Mühe braucht man ich da nicht geben.“ Tiago zuckte die Schultern. Er würde ein Hemd und eine Latzhose darüberziehen.

„Du hast recht“, gestand ich, „ich will ja nicht aus der Menge stechen.“

„Sehr vernünftig.“

Nachdem wir den überteuerten Laden verlassen hatten, schlüpfte ich zuhause in meine Jogginghose und eine grüne Bluse und dann weihten wir gemeinsam die Waschmaschine ein. Außer uns war ohnehin niemand anwesend. So war die Kleidung eigentlich nebensächlich. Doch ich hatte mir eben eine schöne Feier für unsere neue Waschmaschine gewünscht, denn in Zukunft würde sie nur noch unsere dreckigen Klamotten zu sehen bekommen. Da wünschte ich zumindest, dass die erste Begegnung stilvoll ablief.

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